Studium in ...


Nach dem Abitur im Jahr 1951 beginnt Marlene Schwering das Studium der Rechtswissenschaften an der Universität zu Köln. Nach einem Semester bricht sie im Juli 1951 zu einem Studienaufenthalt in die Vereinigten Staaten auf.

Die USA

Am Linfield College in McMinnville, Oregon, studiert sie zwei Semester „Political Science“. „Ich möchte nicht mehr nach Europa zurück. Dieses Land ist reicher an Möglichkeiten. Und wirklich, die ersten Wochen hier sind nur zum Staunen da“, schreibt sie in ihr Tagebuch. Im Frühjahr 1952 wird Marlene klar, wie selbständig sie geworden ist und dass sie sich von ihrer Familie unabhängig machen will. Sie arbeitet mangels besserer Jobangebote auf den Erdbeerfeldern, um sich eigenes Geld für eine Rundreise durch die USA zu verdienen. Gerne hätte Marlene einen Führerschein gemacht, dazu reichte ihr Geld am Ende jedoch nicht. So bleibt es bei privaten Fahrversuchen mit anderen Studenten.

Es fällt ihr im Juli 1952 nicht leicht, Abschied zu nehmen, Freunde zurück zu lassen. Marlene gefällt der „American way of life“, die Stabilität der Verhältnisse und dass es viel leichter ist als in Deutschland Arbeit zu finden und unabhängig zu sein. In ihrem letzten Brief an die Eltern, den sie auf der Rückreise an Bord der „United States“ schreibt, hebt sie hervor, was sie in dem Jahr gelernt hat: Sie hat 26 der Vereinigten Staaten bereist, viel über die Amerikaner, deren Politik und Alltag erfahren. Und sie hat gelernt Geld zu verdienen, Auto zu fahren, Schreibmaschine zu schreiben, Reden zu halten.


„Es ist mir noch jetzt manchmal wie ein Traum, dass ich wirklich hier bin. Ein großartiges Abenteuer.“ (Marlene Schwering in ihrem Amerika-Tagebuch, 1951)

Zurück nach Deutschland

Marlene leidet nach ihrer Rückkehr aus den USA unter der Enge des Nachkriegsdeutschlands und beklagt die Öde, Leere und Ziellosigkeit des Milieus ihrer Familie. „Von Natur aus bin ich ein Zigeuner“, schreibt sie und beklagt, dass sie an einen Ort gebunden ist. Was sie möchte, ist etwas anderes: Reisen und schreiben. Beides wird zum wiederkehrenden Motiv in ihrem Leben – auch wenn sie als Juristin Karriere machen wird.

Im Wintersemester 1952 setzt Marlene Schwering das Jurastudium in Köln fort. Sie besucht Vorlesungen renommierter Professoren wie Nipperdey, Rehfeldt oder von Hippel. 1953 legt sie an der Höheren Fachschule für Dolmetscher und Übersetzer die Prüfung für Dolmetscher und Übersetzer in der englischen Sprache ab und darf sich Staatlich geprüfter Dolmetscher nennen. Im März 1956 besteht sie das Erste Juristische Staatsexamen und beginnt im Juni 1956 den Referendardienst. Das Zweite Juristische Staatsexamen legt sie am 11.07.1960 ab.

Marlene ist leidenschaftlich politikinteressiert und betrachtet die Juristerei immer auch vom politischen Standpunkt. Sie übernimmt gerne Verantwortung und damit verbundene Aufgaben. So darf sie während ihrer Assessor-Examensarbeit auf Vermittlung ihres Vaters in Vertretung ihrer verstorbenen Mutter ein Schiff der Bundeswehr auf den Namen „Köln“ taufen. Auf diese Patenschaft ist sie sehr stolz und trägt das von der Bundeswehr überreichte goldene Armband mit einem Anker viele Jahre.

Ihr Interesse gilt der Politik, auch eine Karriere im Auswärtigen Amt interessiert Marlene nach ihrem Examen sehr. Beides keine einfachen Felder für eine Frau zu Beginn der 60er Jahre. Es sollte also anders kommen.